Eine größere Idee ebnet den Weg zum Veränderungserfolg.

Veränderungen in Unternehmen zu etablieren sind immer hochindividuelle Vorhaben, die unabdingbar mit den Zielsetzungen, den Rahmenbedingungen und insbesondere von den handelnden Personen abhängig sind.

Die Erfahrung zeigt aber auch, dass Veränderungsvorhaben oft über die Zeit hinweg einen typischen Verlauf nehmen und es dadurch für die Verantwortlichen eines Veränderungsvorhabens auch ähnliche Herausforderungen zu meistern gilt.

Der Weg, vom „Heute zum Ziel“ auf direktem Wege mit definierten Maßnahmen und aufeinander aufbauenden Zwischenergebnissen zu gelangen, ist wünschenswert, aber in der Praxis nur bei ganz kurzen wie einfachen Vorhaben zu realisieren. Denn bei mittel- bis langfristigen, komplexeren Vorhaben spielt nicht nur die Organisationsveränderung eine Rolle für das Erreichen der gesteckten Ziele, sondern auch die Änderung von Verhalten, Haltungen und Glaubenssätzen der beteiligten Menschen.

Um dies fassbar zu machen, bietet es sich an, Veränderungsvorhaben mit dem Besteigen eines Berggipfels zu vergleichen. Auch hier wäre der direkte Weg sicher anzustreben. Aber einen Gipfel erfolgreich zu erklimmen, bedeutet, den richtigen Weg richtig zu nehmen und das ist niemals der direkte.

Das Ziel ist ausgemacht und klingt verlockend, die Vorfreude ist da und das „Feuer“ entfacht. Positive Emotionen stehen bei all denjenigen im Vordergrund, die sich auf den Weg zum Gipfel machen wollen. Es geht los, und dieser Start hat immer etwas „Magisches“, wie Bergsteiger und Gipfelstürmer immer wieder berichten.

Die anfängliche Euphorie weicht nach einigen Stunden nicht selten einigen Zweifeln, ob denn der Gipfel mit der Gruppe tatsächlich erreicht werden kann. Ist die Ausrüstung die richtige und vollständig? Haben die „Gipfelstürmer“ die notwendigen Erfahrungen und ist der Gipfel wirklich bezwingbar? Oder birgt dieser neue Gipfel doch zu viele Gefahren, die noch nicht absehbar sind? Dieses „gedankliche Tal der Skepsis“ durchschreitet fast jeder, auch in Strategie- und Veränderungsvorhaben. Aber es hat auch durchaus positive Aspekte, um spätere Risiken zu minimieren und Probleme zu vermeiden.

Trotz dieser kurzen Phase der Skepsis machen sich die Menschen motiviert auf den Weg. Die ersten Etappen sind vorgezeichnet und meist noch recht einfach, zu bewältigen. Eine überschaubare Etappe nach der anderen wird geschafft, und mit stetigen Erfolgen gelingen die Anstiege recht einfach. Doch der Weg wird mit der Zeit steiniger, steiler und schwieriger.

Je länger der Aufstieg dauert, umso mehr treten immer wieder Phasen neuer Zweifel auf. Die Frage „Warum machen wir das eigentlich“ stellen sich viele Menschen auf einem solchen Weg wiederholt und in den unterschiedlicher Intensität. Auch der Gedanke, das ganze Vorhaben abzubrechen, weil es doch zu mühsam, doch zu unattraktiv oder doch zu risikobehaftet ist, kommt in der Regel mehr als einmal. Aber mit Teamgeist und mit einem guten Bergführer kann und muss die Motivation für das Erreichen des Gipfels immer wieder neu entfacht werden.

Doch kein „Durchhänger“ ist von anhaltender Dauer. Es geht weiter und nach einiger Zeit weichen Zweifel und Müdigkeit oft einer neuen Euphorie, mit der schnell gegangen wird, ggf. auch ein wenig Unachtsamkeit einhergeht. Hier müssen die erfahrenen Gipfelstürmer weniger erfahrene Gruppenmitglieder einbremsen und zur Vorsicht mahnen, um die Kräfte zu schonen und den Weg sicher zu gehen.

Der Weg geht weiter, verläuft über einen etwas einfacheren Grat, wo man merkt, dass die Seilschaft sich eingespielt hat und gut vorankommt. Der Gipfel kommt immer näher, das Wetter wird wechselhaft und Gewitter drohen. Hier droht kurz vor dem Ende Unkontrolliertes und Unkontrollierbares und höchste Vorsicht ist geboten, um mit seinem Vorhaben nicht abzustürzen.

Schließlich folgt das steile Finale in der Gipfelwand und ermöglicht das Erreichen des Gipfels mit den letzten Kraftreserven.

Und genau dieser Wechsel von Euphorie und Zweifel, von Erfolg und Rückschlag, von Bekanntem und Unentdecktem ist es, der in Veränderungsprozessen laufend auftritt, ausgehalten, gesteuert und vor allem gestaltet werden will.

Nicht alleine Ausrüstung, Konstitution und Erfahrung entscheiden über den Erfolg oder Misserfolg der Zielerreichung. Es geht bei einem Aufstieg wie in Unternehmen immer und zuallererst um ganz persönliche, innere Motive der beteiligten Menschen, die für das Erreichen eines gesteckten Ziels von enormer Bedeutung sind – es geht um die individuelle, innere Haltung.

Eine innere Haltung ist ein positives Selbstbild hinsichtlich des zu erreichenden Zieles. Sie gibt Stabilität und Orientierung, gerade auch unsicheren Umfeldern und Situationen, die Veränderung bedeuten können. Die innere Haltung ist ein Bild, das Kraft gibt.

Damit sich dieses Bild entwickelt, braucht es eine genaue Kenntnis des Ziels. Für die innere Haltung muss die Verbindung von gemeinsamen Zielen mit den eigenen Zielen ebenso wie der eigene Anteil am Gelingen erkennbar sein. Eine positive, innere Haltung entfacht den eigenen Willen, sich durchzubeißen, auch wenn es mal schwierig wird.

Es geht am Ende also ganz entscheidend um „Esprit“, „Spirit“ oder – im Deutschen – um den „Geist des Vorhabens“, um das übergeordnete,  , höhere und gemeinsame Ziel. Dieser Spirit muss entfacht werden, sei es bei einem Gipfelaufstieg oder im Rahmen von Veränderungsvorhaben.

Auszug aus unserem Beitrag “Mit »Strategic Spirit« Zukunftsvorhaben erfolgreich umsetzen”, erschienen im Jahr 2015 in: “Transition Management: Veränderungen zielorientiert umsetzen”, Herausgeber: Alexander Haasper, Carsten Fabig, ISBN 978-3738658408. 

Autor des Beitrags:
Jochen Schuchardt

Tel.: +49.211.73.065.365

Mail: j.schuchardt [a t] bildwerkk.de

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