Startups und junge Unternehmen in der Post-Corona-Zeit

10 Thesen, was jetzt wichtig scheint und wie es weitergehen kann.

Es ist schon eine verrückte Zeit, in der wir uns derzeit befinden. Aber es ist auch eine Zeit, die einem vor Augen führt, was wichtig ist und was Erfolg ausmacht. Wenn nicht alles immer so weitergehen kann, wie bisher, wird sehr schnell klar, worauf es ankommt. Was ist wichtig, was ist nice to have und was ist organisatorischer Firlefanz, der sich über Jahre aufgebaut hat? 

Mit unseren 10 Thesen haben wir versucht auszudrücken, was aus unserer Sicht gerade für Startups und junge Unternehmen jetzt wichtig wird und wie die Krise ggf. auch als Sprungbrett für den Erfolg in der Post-Corona-Zeit genutzt werden kann. 

Es würde uns freuen, wenn diese Thesen Ihre Zustimmung, aber gerne auch Widerspruch erzeugen und wir ggf. in einen spannenden Diskurs einsteigen können.

Und wenn Sie die Chancen und Auswirkungen für die Zeit nach Corona für sich jetzt ausleuchten und aktiv gestalten wollen, laden wir Sie ein, uns einfach anzusprechen. Wir stehen gerne an Ihrer Seite.

Unsere Kontaktdaten finden Sie hier oder am Ende der Seite.  

Ihr bildwerkk-Team

#1

Eine funktionierende Unternehmenskultur half in der Krise und wird nach der Krise noch wichtiger werden.

In den schwierigen Corona-Zeiten rückten zentrale Facetten einer funktionierenden Unternehmenskultur, wie z.B.  Fragen des Vertrauens, der Führung, der Fairness, der Kommunikation oder der Zusammenarbeit, stärker denn je in den Vordergrund. Unternehmen, die bereits auf eine Unternehmenskultur aufbauen konnten, die diese zentralen Facetten verinnerlicht hatten, hatten es wahrscheinlich einfacher, durch die Krise zu kommen. Aus der erlebten, tiefen Verunsicherung in der Krise erwächst ein neues Anspruchsniveau bei den Mitarbeitenden, dass dem WIE der Zusammenarbeit auch in Zukunft verstärkt Rechnung getragen wird. Eine „Neue Wir-Kultur in Unternehmen“ wird Einzug halten müssen und die muss über den reinen Slogan hinausgehen. Oftmals hatten Startups und junge Unternehmen noch nicht die Zeit, dass sich über Jahre eine gemeinsam getragene Unternehmenskultur ausprägt, die unabhängig von den Gründern funktioniert und lebt. Umso mehr ist das Augenmerk jetzt auch auf die unternehmenskulturellen Stellschrauben zu lenken, um zukünftig die eigene Unternehmenskultur als verlässliche Basis der Zusammenarbeit auch in schwierigen Zeiten nutzen zu können.

#2

Es wird kein Zurück mehr geben, die Adhoc Veränderungen aus der Corona-Hochphase werden Teil der neuen Normalität.

Die technischen und organisatorischen Veränderungen, die sich in der Corona-Zeit ergeben haben, werden in der Post-Corona-Zeit Teil der neuen Normalität. Die jetzt adhoc geborenen, digitalen Vertriebswege, der Verzicht auf Reisen zugunsten der Online-Coolaboration oder die seit über 20 Jahren schwerfällig diskutierten New Work-Optionen haben sich in kürzester Zeit als neue Selbstverständlichkeit etabliert. Weder Mitarbeitende, noch Kunden werden einen Rückfall in die Vor-Corona-Zeiten akzeptieren. Das, was jetzt mehr oder weniger adhoc möglich wurde, muss weiter professionalisiert werden und ist zukünftig mindestes ein Add-on zum Status Quo, wenn nicht sogar ein Musterbrecher mit dem Potential, Althergebrachtes mittelfristig zu ersetzen. Hier entstehen für Startups und junge Unternehmen neue Märkte und Möglichkeiten.

#3

Unternehmen müssen sich zukünftig an der Resilienzfähigkeit und weniger an der Effizienz orientieren.

Das darf alles so nie wieder passieren, aber es wird sicherlich passieren, dass Pandemien und weltumspannende Krisen eingeübte Muster, die über Jahrzehnte Gültigkeit und Bedeutung hatten, von jetzt auf gleich sprengen. Disruptive Veränderungen, in immer kürzeren Intervallen und ohne Vorankündigung werden auch Teil der neuen Normalität werden. Um so weniger darf es passieren, dass solche Disruptionen Unternehmen finanziell, aber auch emotional aus der Bahn werfen. Unternehmen müssen krisenresilienter werden. Ob ein Unternehmen eine solche neue Disruption überlebt, geschwächt oder gestärkt aus ihr hervorgeht, hängt nicht nur von den äußeren Umständen und dem Grad der Einschränkung ab. Am Ende ist es auch und gerade eine Frage der inneren Haltung. Ob eine solche massive Veränderung als unabwendbares Schicksal oder als eine Chance wahrgenommen wird, hängt zu einem guten Teil davon ab, wie wir sie wahrnehmen und ob wir das Handwerkszeug haben, schnell zu reagieren. Angst oder Panik verstärken eine ohnehin schon extrem schwierige Situation immer und die Problembewunderung oder die Hoffnung, dass die Veränderung wie eine Grippe abklingt, versperren den Blick auf das Anpacken. Krisenresilienz braucht eine innere Haltung, die nicht im Sturm umfällt, und das Handwerkzeug, das schnell Ergebnisse liefert. „Resilienz statt Effizienz“ könnte am Ende als neue Richtschnur für die Unternehmensentwicklung in Startups und jungen Unternehmen herhalten.

#4

Selbstorganisation und -verantwortung brauchen klare Aussagen zu Sinn, Vision und Mission.

Es sind sicher die Buzzwords der letzten Jahre: Purpose, Sinn, Vision und Mission – Unternehmen, die am Puls der Zeit sein wollen, postulieren sie. Aber nur ein Bruchteil davon macht aus diesen Aussagen bewusst oder unbewusst wahrnehmbares (!), unternehmerisches Handeln. Umfragen zufolge finden es 4/5 aller Beschäftigten wichtig, eine klare Vision und Mission des eigenen Unternehmens zu haben und zu kennen (Quelle: »Glassdoor Mission & Culture Survey 2019«). Und fast ebenso viele Menschen haben KEIN Vertrauen in die eigenen Zukunftsbilder und Strategien des eigenen Unternehmens (Quelle: Strategy&, pwC, Umfrage aus dem Januar 2019). Auch wenn die Studien nicht direkt übereinander zu legen sind, zeigen sie dennoch ein oft zu beobachtendes Phänomen: Sinn, Vision und Mission werden als wichtige Instrumente der Unternehmensentwicklung gesehen, operativ verlieren sie von Hierarchieebene zu Hierarchieebene ihre Relevanz. Wie kann aber in einem solchen Umfeld die für Krisensituationen wichtige Selbstorganisation und -verantwortung entstehen? Nicht jede Situation ist vorab planbar, aber woher weiß ich ohne laufende Direktiven der Führungskräfte, was in einer Situation richtig ist oder nicht? Es braucht in Zukunft authentisch-erlebbare, relevante, normative Rahmenbedingungen, denn Selbstorganisation und -verantwortung sind zwei Arbeitsprinzipien, die in Krise gut geholfen haben und damit auch in der Post-Corona-Zeit weiter Bedeutung haben werden. Startups und junge Unternehmen sind hier oft schon gut aufgestellt, eine „Inventur“ und ein Überdenken der normativen Instrumente kann aber dennoch Sinn machen.

#5

Langfristige Beziehungen zu loyalen Kunden werden in Zukunft noch wichtiger.

Auch wenn die Abrechnung sicher erst in ein paar Jahren verlässlich sein wird, so kann man sicher schon erkennen, dass langjährige Kundenbeziehungen sowie etablierte Anbieter die Krise besser zu überstehen scheinen als junge Unternehmen mit einem breiten, ggf. aber anonymen und noch nicht gefestigten Kundenstamm. Menschen sind aus naheliegenden Gründen in Krisensituationen nicht besonders mutig, etwas Neues auszuprobieren. Wenn diese These stimmt und die Annahme zutrifft, dass disruptive Ereignisse von außen immer mehr die Regel werden, dann gilt jetzt für Startups und junge Unternehmen auch, den Kundenstamm langfristig aufzubauen und eine Kundenbeziehung umfassender zu sehen. Unternehmen müssen dem Anspruch gerecht zu werden, für Kunden ein verlässlicher, umfassender Partner zu sein. Was nach einem Buzzwort klingt, erfordert aber u.U. ein weitereichendes Überdenken des eigenen Geschäftsmodells. Was kann an Services und Produkten noch ergänzt werden, um den Kundenlebenszyklus sinnvoll zu verlängern und immer wieder neu initiieren. Was erwarten unsere Kunden wirklich, wobei erarbeiten wir dem Kunden einen Vorteil, wo nehmen wir dem Kunden „Schmerzen“ und was gehört am Rande noch dazu? Was ist unser Wertversprechen und wie verlinken wir dies glaubhaft und dauerhaft mit den Bedarfen der Kunden? Startups und junge Unternehmen können diese Überlegungen i.d.R. schnell anstellen und umsetzen, was als eine Chance der Krise zu sehen ist.

#6

Die „soziale Beschleunigung” wird abnehmen. Entschleunigung wird ein neuer Wert sein.

Eines der Dinge, die wir alle in der Corona-Zeit erlebt und für selbstverständlich angesehen haben, ist die technische wie auch soziale Beschleunigung. Obwohl wir schneller reisen, schneller entscheiden, schneller kommunizieren und Produkte und Dienstleistungen schneller bereitstellen können, haben viele Menschen das Gefühl, keine Zeit zu haben. Obwohl wir immer mehr kommunizieren, entfernen wir uns gefühlt immer weiter voneinander und wissen eigentlich weniger voneinander als vorher. Die Erfahrungen der Corona-Krise haben gezeigt, dass wir zum Glück noch in der Lage sind, zu entschleunigen und zu erkennen, was wichtig ist und was nicht. Gerade für die Unternehmensentwicklung und gerade in Startups und jungen Unternehmen wird es deshalb zukünftig wichtig sein, bewusst einmal den Pausenknopf zu drücken, um wieder erkennen zu können, wie schnell man unterwegs ist und wie es einem selbst bzw. dem Unternehmen geht. Die Entschleunigung in allen Unternehmensbereichen gepaart mit einer gewissen neuen Ernsthaftigkeit sowie der Respekt gegenüber der eigenen Leistungsfähigkeit sind Erfolgsfaktoren für eine zeitgemäße, für eine andere Zukunftsgestaltung – gerade in Startups und jungen Unternehmen.

#7

Unternehmen müssen „Firlefanz“ identifizieren und schnell eliminieren, um das Richtige richtig zu machen – die Digitalisierung hilft.

Die Corona-Krise hat einigen Unternehmen die Zeit eröffnet, das eigene Tun dahingehend zu überprüfen, welche Prozesse, welche Regeln, welche Normen wirklich wichtig und wirksam sind. Über die Jahre sammelt sich in allen Unternehmen viel unternehmerischer oder persönlicher „Firlefanz“ an. Gut gemeinte Vereinbarungen, aber im Endeffekt für den Erfolg und das Funktionieren des Unternehmens gar nicht (mehr) notwendig. Die Akzeptanz für einen unnötigen Overhead wird bei Mitarbeitenden wie auch Kunden zunehmend schwinden. Die Menschen werden es wertschätzen und mit Loyalität belohnen, wenn es Unternehmen in der Post-Corona-Zeit gelingt, das Unternehmens auf den Kern des Notwendigen zurückzuführen und auf „Firlefanz“ zu verzichten. Die konsequente Digitalisierung, die Neugestaltung von Prozessen, das Überdenken von Führung oder z.B. die Einführung von Verfallsterminen für neue Regelungen helfen, das Richtige richtig zu machen. Für alles andere hat niemand Zeit, Geld und Nerven.

#8

Bewusst gestaltete Strategien gewinnen an Relevanz.

Startups und junge Unternehmen, die Ziele und Strategien haben, sind per se erstmal besser aufgestellt als diejenigen, die nur auf Sicht fahren. In der Krise musste auf Sicht gefahren werden, denn niemand konnte voraussagen, was in schwerer See nach der nächsten Welle an neuen Rahmenbedingungen und Einschränkungen vor dem Bug auftauchte. Aber jetzt wird es langsam Zeit, wieder mit Karte und Kompass zu fahren. Jetzt ist es an der Zeit, Ziele für 2020/2021 zu formulieren und daraus Maßnahmenbündel/ Strategien abzuleiten, um diese Ziele zu erreichen. Genau jetzt sollte dann auch die Frage beantwortet werden, ob den Menschen etwas fehlen würde, wenn es das eigene Unternehmen in der Post-Corona-Zeit nicht mehr geben würde? Wenn diese zentrale Frage nicht mit einem klaren „Ja“ zu beantworten ist, sollte diese schnellstmöglich auf die Tagesordnung und Strategien mit Relevanz für die Menschen erarbeitet werden, dies gilt gerade für Startups und junge Unternehmen.

#9

Umwelt- und Datenschutz sind keine Kontroverse mehr wert, sie sind obligatorisch.

Bei allem, was jetzt unternehmerisch auf die Beine gestellt wird, werden die beiden Themen Umwelt- und Datenschutz niemals mehr eine Frage des OB’s, sondern immer nur noch eine Frage des WIE’s sein. Produkte und Dienstleistungen, die hier auch nur ansatzweise Abstriche machen (müssen/ wollen), werden vom Markt verschwinden. Vor dem Hintergrund gehört es zu dem Fragebündel einer Post-Corona-Strategie dazu, wie diese beiden Themen gestaltet und den Menschen transparent gemacht werden können. Startups und junge Unternehmen haben diese Themen oft schon wie selbstverständlich verinnerlicht, so dass jetzt gerade hier ein Wettbewerbsvorteil gegenüber manchem Mitkonkurrenten entstehen kann.

#10

Startups und junge Unternehmen im Wachstum sind von der Krise hart getroffen worden, können aber jetzt schnell(er) reagieren.

Es ist keine Frage, die Corona-Krise hat die Wachstumspläne vieler Startups und junge Unternehmen einfach ausradiert, viele Unternehmen haben es leider auch nicht durch die Krise geschafft. Investoren sind zurückhaltend, der Cash Flow fehlt, Fixkosten müssen bezahlt werden, Lieferketten sind unterbrochen, Absatzmärkte brechen zusammen, Mitarbeitende sind verunsichert bis verängstigt – das ist kein Umfeld, in dem sich ein Gründerspirit wohl fühlt, ganz im Gegenteil. Aber wenn jetzt langsam in einer Post-Corona-Zeit viele der Herausforderungen wieder ein gewisses Maß an Normalität gewonnen haben, werden es die Startups und jungen Unternehmen sein, die als erste wieder am Start sind und die neue Normalität in ihr Geschäftsmodell integrieren können. Sie werden es sein, die die Zeichen der Zeit schneller als die meisten etablierten Unternehmen erkennen und vor allem umsetzen werden. Sprechen derzeit fast alle etablierten Unternehmen von Stellenabbau und Kürzungen, können Startups und junge Unternehmen hier u.U. ganz andere Akzente setzen. Diese Chance gilt es entschlossen und mit aller Sorgfalt zu nutzen.

Autor des Beitrags:
Jochen Schuchardt

Tel.: +49.211.73.065.365

Mail: j.schuchardt [a t] bildwerkk.de

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